Im Kindergartenalter haben die Mädchen und Buben eine ganzheitliche Sicht der Welt. Das Leben ist nicht in einzelne Kategorien aufgeteil, sondern das Ganze ist entweder angenehm oder nicht so, interessant oder nicht so. Und wir Erwachsenen täten gut daran, die Befindlichkeit der Kinder ernst zu nehmen. Sie spüren mehr als wir. Sie haben ganz genaue Vorstellungen davon, was gut ist und was nicht. Sie müssen Dinge ausprobieren, die wir ev. als unsinnig erachten. Sie wollen Sachen erforschen, obwohl wir vielleicht schon gar keine Zeit mehr dazu haben. Und je besser wir in der Lage sind, unsere eigene Befindlichkeit, unsere „Sachzwänge“ und das Erleben unserer Kinder zu koordinieren, sodass möglichst wenig Stress und Trauer entsteht (Kinder sind oft sehr traurig, wenn sie von den Erwachsenen in ihren Bedürfnissen nicht gesehen werden), desto mehr können unsere und die von uns begleiteten Kinder lernen, innerlich wachsen und erfolgreiche Menschen werden. Das „Lernen“ erfolgt auf diese Weise in vielen Bereichen „von selbst“, obwohl wir dachten, wir müssten den Kindern das und jenes beibringen. Kinder denken meiner Erfahrung nach erstaunlich viel und komplex nach. Die durchschauen vielfach mehr als uns lieb ist. Aber es ist nicht nötig, sich zu genieren, wenn man sich durchschaut fühlt. Kinder haben soviel Verständnis und Toleranz. Sie lieben uns und wir brauchen nur offen zu sein. Viel schlimmer ist es, wenn wir unsere Schwächen zu verschleiern oder vertuschen suchen. Davon können sie verwirrt werden, sind dann nicht mehr in der Lage, ihre Gedanken geradlinig zu verfolgen, und wenn es ganz schlimm ist, müssen sie ihre Denk- und Lernfähigkeit abschalten und erscheinen dann als unintelligent.
Es mag schon sein, dass es einige Kinder gibt, die von Vornherein kein so klares Denkvermögen haben, aber die meisten mit bescheidenem Denkvermögen ausgestatteten Erwachsenen waren verwirrt und unsicher gemachte Kinder.
Beim Erlernen der Kulturtechniken im Volksschulalter ist schon gezieltes damit Beschäftigen nötig. Aber es muss immer lustvoll und aus Eigeninteresse der Kinder erfolgen. Hier gilt kein Zwang und keine scheinheilige Motivation/Manipulation. Ich kann dem Kind meine Situation erklären: dass es mir so wichtig wäre, wenn es das und jenes machen würde – und hier spielt dann meine sonstige Beziehung mit dem Kind eine Rolle. Versteht/akzeptiert das Kind meine Lage oder ist es ganz zufreiden, dass es mich einmal in der Hand hat und zappeln lässt. Was habe ich beigetragen, dass es so weit gekommen ist. (Ich hab noch kein aus heiterem Himmel und von sich aus böswilliges Kind getroffen.)
Wenn das Kind die Möglichkeit hat, auf die vorher beschriebene Art zu lernen, dann wird es schon bald, ich würde sagen, spätestens mit 10 Jahren, sehr viel Verantwortung für sich und sein Weiterkommen übernehmen. Es hatte die Möglichkeit, seine eigene innere Welt, die sich mehr und mehr differenzieren konnte, zu entwickeln und weiss numehr ganz genau, was es möchte und was es soll. Gängelung und Zwang werden allerdings immer weniger gut ankommen oder akzeptiert werden. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass solche Kinder andere Menschen gar nicht mehr dazu einladen, sie zu gängeln oder zu zwingen. Z.B. hat es sich ergeben, dass eine meiner Schülerinnen in die 3. Kl HS der öffentlichen Schule kam. Als in Werken irgendetwas gemacht werden sollte, was sie gar nicht interessiert hat, hat sie mit dem Lehrer gesprochen, nicht frech oder patzig sondern von Mensch zu Mensch und der Lehrer war einverstanden, dass sie etwas anderes macht und sie konnte ihren ganzen Elan in dieses Werkstück legen.
Weiteres zu Thema Lernen siehe auch unter ebendiesem Titel auf der Webseite.